Am 20.5.2011  berichtete Katharina Stockhammer über das Supercharge-Konzert für das Reichenhaller Tagblatt:

 

Gangsters of Love treffen den Hoochie Coochie Man

 

„Supercharge“ lässt den Funken im Magazin 4

schnell überspringen - Lässige Performance zum Boogie

 

BAD REICHENHALL – Manchmal geht alles extrem schnell: Da kommen sieben Mann, allesamt im „gestandenen“ Alter, auf die Bühne im Magazin 4, spielen wenige Akkorde und der berühmte Funke springt sofort über. Was manchen Bands oft nur schwer gelingt, ist bei „Supercharge“ offensichtlich gar kein Problem. Die Powertruppe um Albie Donnelly hat das Publikum ist von der ersten Nummer an („Still alive and well“) auf ihrer Seite.

 

Schon nach ihrem letzten Konzert vor bald zweieinhalb Jahren war klar: Die Formation mit dem britischen Chef ist alles andere als eine Rentnercombo. Albie Donnelly alias Mr. Supercharge ist immer noch die Coolness in Person. Mit den bewährten Attributen Vollbart, dunkel-getönter Brille und auf Hochglanz polierter Glatze ausgestattet, ist er am Tenorsaxophon nicht nur künstlerisch eine Sensation. Markant wie eh und je ist auch die mit den Jahren gereifte Stimme.

 

Als es mit „Gangsters of Love“, einem der bekanntesten Stücke der Band weitergeht, sind die Gäste mit Einsatz dabei. Niemand kann mehr stillstehen. Spürbar steigt die Temperatur im gut gefüllten Saal an. Die von Donnelly kreierte Mischung aus Rhythm’n’Blues, Funk und rockigem Jazz wurde oft kopiert, ist jedoch nur schwer zu toppen. Beim langsamen Blues „Personal Manager“, darf kurz verschnauft werden, bevor es mit dem gerühmten „Choo Choo Cha Boogie“ rasant wird. Die Tanzchoreographie vom Mike Rafalczyk, der zwischendurch immer wieder zur Mundharmonika greift, aber hauptsächlich die Posaune bläst und dem himmel-langen Bariton-Saxophonisten Jürgen „Big Jay“ Wieching ist richtig lässig. Da wird das Instrument geschwenkt und das Bein ballettmäßig gestreckt, alles natürlich im Takt der Musik.

Sascha Kühn kann sich an seinem Keyboard nicht ganz so viel bewegen, nichts desto trotz darf er sich eindrucksvoll in Szene setzen. Bei der bluesigen Pop-Nummer bekommt er sein erstes langes Solo, nur dezent unterstützt vom Wolfgang „Bolle“ Diekmann am Bass und Uwe Petersen am Schlagzeug. Der „neue“ Drummer ist eigentlich der alte, war er doch bereits vor zehn Jahren Mitglied von Supercharge. In perfekter Lautstärke und mit viel Gespür für den Groove gibt er den Rhythmus vor. Albie Donnelly ist zwar ein „Frontman“ durch und durch, aber er lässt seinen Musikern viel Raum, das vorhandene Talent auch präsentieren zu können. Gemeinsam mit seinen Bläserkollegen verlässt er jetzt die Bühne und übergibt sozusagen das Podium seinem britischen Gitarristen Roy „the Boy“ Herrington. Der ist das, was man einen echten Showman nennt. Sein Instrument ist sein „Baby“, das merkt man sofort. Er kennt seine Gitarre in- und auswendig, spielt sie gelegentlich mit den Zähnen. Das Bad in der Zuschauermenge genießt er ausgiebig, treibt seine Mätzchen mit den Gästen. Und bekommt für den Song „Free Time“ einen Extra-Applaus! Zu „Cold Sweat“ kommen auch die Bläser zurück, kurz danach gibt’s für Künstler und Publikum eine Abkühlpause.

Nach der kurzen Unterbrechung geht es schwungvoll weiter. Ein starkes Stück ist „Mellow Saxophon“: Die geschmeidige Melodie wird absolut einfühlsam intoniert. „She drinks whisky in the morning, she drinks whisky late in the night“ erzählt Albie anschließend über eine Dame, die ihn zum Trinken verführt, in dem sie ihm den Whisky in den Kaffee, den Tee und sogar in den Whisky schüttet. Nur gut, dass er lediglich davon singt! Bluesig wird’s erneut bei „Don't worry about a thing“, bei dem Rafalczyk und Wieching den Background-Gesang übernehmen. „Median“ bietet dem Ausnahme-Gitarristen Herrington nochmals die Gelegenheit zu brillieren. Nach einem perfektionierten Zusammenspiel mit Keyboarder Sascha Kühn springt er abermals von der Bühne und zieht eine Wahnsinns-Show inmitten des Publikums ab.

Anschließend wird es fast melancholisch, denn Donnelly kündigt einen romantischen Song an. „Save your love“ heißt dieser und er hat nicht zu viel versprochen, denn auf seine singende Frage nach der Liebe antwortet die Posaune gleich einer menschlichen Stimme – gänsehaut-verdächtig! Mit dem fetzigen „Happy-Birthday-Blues“ geht das fast dreistündige Programm langsam zu Ende. Doch die Zuhörer lassen die Herren noch nicht gehen. Mit Sequenzen aus der „Blauen Donau“ und „Oh Suzanna“ leitet die Bluesharp von Mike Rafalcyzk eine lange Zugabe ein. Alle haben auf ihn gewartet, den „Hoochie Coochie Man“, und er ist der krönende Abschluss eines mitreißenden Konzerts.