Nachdem die Cuba-Boarischen bereits 2008 im Magazin 4 für ein volles Haus sorgten, musste diesmal eine größere "Location" her. Dies sollte sich als richtige Entscheidung erweisen - auch das Theater im Kurgastzentrum war binnen kürzester Zeit ausverkauft.

 

Im Reichenhaller Tagblatt vom 10.5.2011 berichtete Werner Bauregger über ein Konzert der Spitzenklasse:

 

In der Musik sind sich Bayern und Kuba ganz nah

 

Bei einem überzeugenden Konzert im

Kurgastzentrum springt der Funken sofort über

 

BAD REICHENHALL – Auf der Bühne lief gerade ein Filmausschnitt über Kuba, als die Mitglieder der „Cuba Boarischen“ aus der Gegend um den Irschenberg wirkungsvoll, weil nicht erwartet, mit dem wohl bekanntesten Marsch der bayerischen Blasmusikliteratur „Mein Heimatland“ aus dem Publikumsraum des Kurgastzentrums auf die Bühne marschierten.

Nichts deutete darauf hin, dass die gewohnt bayerisch mit Lederhose, Trachtenhut, „Laibi“ oder Stoffhose gekleideten sieben Musiker ansatzlos aus dieser Melodie heraus kubanische Rhythmen angeschlagen würden, vermischt mit Elementen und Texten aus der bayerischen Volksmusik wie der Sterntanzmelodie oder einem ersten Solo von Hans Förg auf einem Sopransaxophon. Sofort waren die etwa 600 Besucher auch Teil des Programms, wurden hineingenommen in das Flair bayerischer Lebensweisheit „leben und leben lassen“, gepaart mit kubanischer Gelassenheit und Lebensfreude.

Andreas Meixner verstand es exzellent in ruhiger, unaufgeregter und amüsanter Art und Weise, Wissenswertes über den musikalischen Werdegang der „Cuba Boarischen“ und die Erlebnisse der Gruppe auf diesem Inselstaat in der Karibik zu erzählen. Dass die Musiker sich all  ihre Stücke in oft jahrelanger Recherche durch hartnäckige Nachfrage bei kubanischen Musikern erarbeitet haben, merkte man bei jedem Vortrag. Sie haben nicht nur verbal vieles erfahren, sondern insbesondere auch durch die Art und Weise der Kubaner, Geschichten zu erzählen, die sie selbst erlebt und erfahren haben.

Bei ihrer Musik verwenden die Bayern zudem typisch kubanische Rhythmusinstrumente wie Caves, Bongos, Maracas und die „Tres Cubano“, eine Gitarre, auf der drei Saitenpaare aufgespannt sind, die Sepp Rottmayr virtuos zum Klingen bringt.

Beeindruckend und mitreißend verstand es die Gruppe, Parallelen zur bayerischen Volksmusik zu ziehen und sie auf traditionelle Weise oder im typischen afro-kubanischen Clave-Grundrhythmus zu Gehör zu bringen. Das Stück „Is denn des ned a Leben“ begann und endete zum Beispiel mit einem Jodler, untermalt von Rhythmusinstrumenten. Dazwischen bestimmten Erinnerungen an Sonne, Hängematte, warmes Meer, dicke Havanna und Caipirinha den Takt der Musik. Die Zuhörer durften am Schluss mitklatschen. Im Lied „Maria Christina“ wurde eine herrschsüchtige Ehefrau, halb kubanisch,  halb bayerisch beschrieben. Unvermittelt mündete es in Takte aus „Drunt in da greana Au“. Von zwei Legenden aus der Geschichte beider Kulturkreise, dem Wildschütz Jennerwein und dem Anführer der kubanischen Revolution Che Guevara handelte der Titel „Jennerwein – Masta siempre“. „La locomotora de Tegernsee“ hieß ein Lied, das Verbindungen zwischen einer alten Dampflockbahn der „Central Santa Lucia“ zur Bahn in Tegernsee herstellte. Dass die sieben Akteure die altbaierische Blasmusik, ihre Wurzeln, nicht vergessen haben, demonstrierten sie überzeugend mit dem flott und pfiffig gespielten „Hunderter Galopp“ oder einem bayerischen Couplets über die Brautschau, allerdings im Clave-Rhythmus. Immer waren im Hintergrund die passenden Filmausschnitte oder Bilder zu den Titeln und über die Begegnungen zu sehen, was den Auftritt schon fast zum Kunstwerk reifen ließen.

Mit dem nicht ernst gemeinten Hinweis, „mia miaßn jetzt Schluss machen, weil mia olle morg'n friah an Stoi auf miaßn“ bereitete Andreas Meixner das Publikum auf das Ende des Programms vor. Hans Förg leitete gefühlvoll und melancholisch klingend das Lied „Pa`la costa“ ein, welches sehr schnell in einen berauschend flotten Rhythmus wechselte und Elemente des bayerischen Defiliermarsches enthielt.

Euphorischer Beifall erzwang zwei Zugaben. Mit „El Cumbajero“ war das Publikum nicht zu beruhigen. Sie wollten noch einmal Andreas Meixner auf der Gitarre, „Jefe“ Hubert Mayer mit der Trompete, Hans Förg mit dem Saxophon, Leonhard Meixner an den Bongos, Markus Wallner am Bass und Sepp Rottmayer mit der „Tres Cubano“ hören.

Spontan entschlossen sich die „Cuba Boarischen“ mit „Yolanda“ zu einem wunderschönen, romantischen Schluss mit „Gänsehautgefühl“.

Keiner im Publikum wollte danach wahrhaben, dass zweieinhalb Stunden begeisternder Musik vorbei sein sollten – ehrliche Musik, die wider Erwarten ohne Effekthascherei, Lichtorgeln und Solistenschauspiel auskam, aber die Zuhörer in ihren Bann zog und alle gemeinsam auf die Bühne holte, ohne jede Scheu davor, sich gegenseitig zu inspirieren und mit dem „Kubavirus“ zu infizieren.