Einen überaus gelungenen Start in die Pfingstferien gab es mit dem sympatischen Australier Michael Fix. Mit einem unglaublichen Talent ausgestattet, gelang es dem Gitarristen, das begeisterte Publikum zu überzeugen.

Hier nun der Bericht aus dem Reichenhaller Tagblatt vom 22.05.13 (von Kathi Stockhammer) sowie Fotos von Michael Scheurl.

Gitarrenkunst aus Australien

Michael Fix zelebriert im Magazin 4 Fingerstyling auf höchstem Niveau

BAD REICHENHALL – Seit zwei Jahren sind die Gastspiele international renommierter Akustik-Gitarristen ein fester Bestandteil der Jahresplanung im Magazin 4. Künstler aus Europa und aus Amerika haben schon ihre Visitenkarte in der Alten Saline abgegeben. Nun ist erstmals ein Musiker aus Australien zu Gast in der Kurstadt, Michael Fix aus Brisbane.

„Deutsch lernen in einer Woche“, dieses Büchlein habe er sich kürzlich – zu Beginn seiner Europatournee – gekauft, und es zeigten sich bereits erste Erfolge, verkündet Fix augenzwinkernd zur Begrüßung. Es sind aber seine Wurzeln, denen diese ausgezeichneten Sprachkenntnisse geschuldet sind: Seine Eltern wanderten 1957 von Dortmund nach Australien aus, der in der neuen Heimat geborene Michael sprach bis zum 5. Lebensjahr ausschließlich Deutsch. Als er in die Schule kam, büffelte die gesamte Familie gemeinsam englisch, weil eine Rückkehr nach Deutschland inzwischen ausgeschlossen war. Auf die in frühester Kindheit erlernte Muttersprache kann Fix aber noch immer zurückgreifen. Und davon profitieren die Gäste im Magazin 4, denn die kurzen Geschichten vor den einzelnen Stücken sind gut verständlich und informativ.

„Falson Prison Blues“ von Johnny Cash und das von Fix selbst komponierte „Stringin’ the Blues“ eröffnen den musikalischen Reigen. Ebenfalls aus seiner Feder stammt das sehr rhythmisch gespielte „Mr. Wonglepong“, das er seinem jüngsten Sohn gewidmet hat. Schnell wird den Zuhörern klar, warum Michael Fix neben dem legendären Tommy Emmanuel (der ihn entdeckt und gefördert hat) als größter Gitarrenkünstler des australischen Kontinents gilt. Scheinbar mühelos nutzt er nicht nur die technischen Möglichkeiten des Instruments, sondern drückt unterschiedlichsten Werken einen individuellen, höchst kreativen Stempel auf. „Berühmte Gitarrenriffs können alle“, meint er lapidar und spielt kurz „Smoke on the Water“ und „Stairway to Heaven“ an. Aber ein Klavierstück so zu interpretieren, dass es sich auch auf den sechs Saiten einer Gitarre „vollständig“ anhört, sei ungleich schwieriger. Den Beweis dafür liefert er anschaulich. Um Bassbegleitung, Rhythmus und Melodie gleichzeitig entstehen zu lassen, intoniert er das „Peter Gunn Theme“ von Henry Mancini mit atemberaubender Fingertechnik und viel Körpereinsatz. Es ist Gitarrenkunst vom Feinsten, die Michael Fix hier zelebriert.

Dass er außerdem gut singen kann, zeigt der Australier beim „Old Guitar Blues“, der eine Reihe eigener Titel einläutet. Jetzt greift er zu einem Jazzbesen, wie ihn sonst die Schlagzeuger benutzen, erzeugt damit erstaunliche Rhythmus- und Klangeffekte und untermalt dadurch die ohnehin schon anspruchsvollen Harmonien.

Wie man es als ideenreicher Gitarrissimo anstellt, Grenzen zwischen den verschiedenen Genres klangvoll zu überwinden, wird bei „Makhutswi“ deutlich. Inspiriert von einer Safari in Südafrika, gelang ihm eine faszinierende Komposition, in der er traditionelle südafrikanische Weisen „einbaute“. Der Name beschreibt in der Swasi-Sprache einen Platz zum Ausruhen, und wenn man die Augen schließt, glaubt man fast, einen lebendigen, sprudelnden Fluss in einer traumhaften Landschaft vor sich zu sehen.

Die Gitarre als Percussions nutzend, geht es fließend in „Africa“ von Toto über. Danach „webt“ er den Rest einer Metallsaite zwischen die Gitarrensaiten ein, schiebt ihn bis ganz zurück an den Steg und kreiert so den Sound von „Steel Drums“. „Canboulay“ nennt er das Stück, das an ein karibisches Festival erinnert und sich herrlich erfrischend anhört.

Hank B. Marvin von der britischen Band „The Shadows“ ist seit 40 Jahren ebenfalls australischer Bürger und ihm hat Fix einen Song gewidmet, den er „In your Shadow“ getauft hat. Dieser und „Foot Tapper“ von Hank Marvin selbst beenden den ersten Teil des Konzerts. Mit „Fever“ von Peggy Lee, zu dem er lautmalerisch singt, beginnt die zweite Halbzeit furios und mitreißend. Seine Mutter behaupte, er habe zwei linke Füße zum Tanzen, verrät Michael Fix. Dank zehn außerordentlich flinker Finger gelingt „Two left Feet“ großartig. Wer so spielen kann, muss wahrlich nicht tanzen können.

Nach einem exquisiten Beatles-Medley mit „Blackbird“ als Höhepunkt, erzählt Fix von seinem Faible für „eigentlich“ alle Musikrichtungen, „Melodie und Groove vorausgesetzt“. So kommt das Publikum in den Genuss eines Potpourris von „The Big Hitmakers“, nämlich Johannes Brahms („Ungarischer Tanz Nr. 5“), Wolfgang A. Mozart („Eine kleine Nachtmusik“) und Johann Sebastian Bach („Bourrée“), das unglaublich „orchestral“ klingt, obwohl „nur“ ein Gitarrist am Werk ist. Nach einem kurzen Ausflug in die Rockmusik zu „Paint it black“ von den Rolling Stones und ins Spanien des 19. Jahrhunderts („Lakrima“ von Francisco Tárrega) folgt nun eine „australische Phase“: Neben „Down under“ von Men at Work und „Friday on my mind“ von The Easybeats darf die inoffizielle Hymne des Kontinents, „Waltzing Matilda“ nicht fehlen. Dazu erklärt Michael Fix die traurige Geschichte eines „swagman“ im Outback und modelliert zuletzt mit seiner Gitarre den exotischen Klang eines Didgeridoos. Bei „Sunrise over Alice“, einer Hommage an den mystischen „Uluru“ (manchen noch als Ayers Rock bekannt), zaubert er Geräusche, die in einer Wüste zu hören sind, bewirkt mit einem „Delay“ Nachhall-Effekte und spielt die Melodie exakt zu diesem Echo, was wunderschöne Klangbilder entstehen lässt.

Mit einem kräftigen und lang anhaltenden Schlussapplaus bedankt sich das begeisterte Publikum bei einem ebenso brillanten wie sympathischen Künstler und erklatscht sich zwei Zugaben. Mit dem melancholischen „Thinking of Home“, das Michael Fix in einem Anflug von Heimweh komponiert hat und „Every little thing is magic“ von The Police endet ein überaus gelungener Konzertabend zu fortgeschrittener Stunde.

 

 

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