Schon schade, dass nicht so viele Leute ins Magazin 4 kamen, wie RAGGABUND das eigentlich "verdient" hätte. Dennoch war die Stimmung bestens und unser Publikum hatte (wie immer) seinen Spaß. Markus Schüssler erzählte darüber im Reichenhaller Tagblatt vom 16.05.2013

Gegen Sozialabbau und Alkoholismus gerappt

Raggabund zeigte vor kleiner Kulisse große Vielfalt in Sprache und Inhalt ihrer Musik

BAD REICHENHALL – Die Reggae-Rapper Raggabund gastierten mit ihrem aktuellem Album „Mehr Sound“ im Gepäck im Magazin4 und ließen sich die Stimmung von der leider mageren Kulisse nicht vermiesen.

In Abwesenheit seines Bruders Paco Mendoza, der sich derzeit in einer Berliner Klinik von einer Stimmbandoperation erholt, ist Don Caramelo ganz klar der Frontmann der aus einem DJ und zwei Sängern/Rappern bestehenden Formation. Die überschaubare Kulisse nutzt er von Anfang an, um Kontakt mit dem Publikum aufzunehmen, einige Fans persönlich zu begrüßen und sich immer wieder unter die Schar vor der Bühne zu mischen.

Bei den meisten springt der Funke sichtlich über und sie nutzen den vorhandenen Platz, um sich zu den Beats des DJs zu bewegen. Die Texte zu der Mischung aus Reggae und Hip-Hop fordern aber teilweise durchaus Aufmerksamkeit. Sie wenden sich etwa gegen die Eintönigkeit der Formatradios, sind aber auch politisch, wenn es beispielsweise um das Reisen „ohne Biometrie“ geht.

Auf Spanisch und mit Gitarrenbegleitung geht es um die schönen Seiten der Liebe, auch wenn Caramelo festhält: „Die Liebe kann auch anders.“ Das Scheitern der Liebe und der positive Umgang mit einer Trennung werden dann in „It’s a beautiful day without you“ in englischer Sprache besungen. Neben der Sprachenvielfalt zeigt Caramelo die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten seiner Stimme, wenn er  als lebende Bassdrum fungiert, bevor es dann mit einem Lied gegen den Sozialabbau wieder politisch wird. Der anschließende Versuch, das Publikum bei einem auf die Geschlechter aufgeteilten Kanon zum Mitsingen zu animieren, gestaltet sich anfangs etwas schleppend, kommt mit der nötigen Unterstützung der Band dann aber doch in Gang. Als Belohnung gibt es eine über Kopf ins Publikum geworfene CD, die nach Ende des Konzerts auch noch signiert wird.

Ein paar kleine Durchhänger hat das rund neunzigminütige Set schon, aber der Stimmung tut das kaum einen Abbruch. Dazu trägt auch bei, dass Caramelo einige Klassiker des Genres zitiert.

Es kommt das Statement: „Don’t drink too much, if you can not take it.” Unter diesem Motto rappen die beiden über den immer wieder vergeblichen Vorsatz, “nie mehr wieder Alkohol” zu konsumieren. Dem launig daherkommenden Lied stellt Caramelo eine alarmierende Zahl an die Seite: 70.000 Menschen in Deutschland sterben pro Jahr an den Folgen übermäßigen Alkoholkonsums.

Der nachdenklich machenden Botschaft folgt ein schwungvoller Schluss: Für die letzte Nummer holt Caramelo einige junge Damen zum Mittanzen auf die Bühne – ein paar sind gleich dabei, andere machen lieber einen Schritt zurück – und nachdem schon auf Deutsch, Englisch und Spanisch gesungen und gerappt wurde, kommt jetzt auch noch das Bairische zu seinem Recht, wobei offenbar wird, dass Caramelo diesem Idiom weniger mächtig ist als sein Kompagnon.

Die Fans wollen „mehr von dem Scheiß“, wie es Caramelo ausdrückt, und Raggabund lässt sich nicht lange bitten, noch ein paar Zugaben draufzulegen. Der Frontmann fordert das Publikum auf, sich der T-Shirts zu entledigen und mit diesen für mehr Luftzirkulation im Raum zu sorgen, und obwohl von der Band nur er selbst bei dieser Aktion dabei ist, zeigen sich doch einige bereit, den Spaß mitzumachen und die nächste Nummer so zu erleben. Zum nun endgültigen Schluss wird es dann mit nicht jugendfreier Ausdrucksweise noch einmal politisch: Raggabund ruft zu einer positiveren Herangehensweise an Globalisierung und Völkerverständigung auf, die weniger von Profitinteressen geleitet ist – „fick nicht die Welt, sondern schwänger sie“.

Nach knappen zwei Stunden endet der sympathische Auftritt der drei Jungs aus München. Die wenigen Fans hatten sichtlich ihren Spaß.