Die Sixtie Beats aus Rosenheim schafften es auch nach fast drei Jahren Pause spielend, den Barraum restlos zu füllen. Sie boten uns ein mitreißendes Konzert und sorgten für viele glückliche Gesichter. Hier der Bericht aus dem Reichenhaller Tagblatt vom 24.01.2013 (von Katharina Stockhammer):

Musik ohne Verfallsdatum

Die Sixtie Beats begeisterten im Magazin 4 mit Rockklassikern und Überraschungssongs

BAD REICHENHALL – Frostig kalt war es in der Kurstadt, doch in der Alten Saline wurde den Fans guter alter Rockmusik gehörig eingeheizt: die Rosenheimer Band „Sixtie Beats“ gastierte nach längerer Abstinenz wieder einmal im Magazin 4.

Im restlos ausverkauften Barraum brauchte es nur wenige Takte „Catch the Wind“, um das Publikum auf eine Reise zurück in die 1960er Jahre zu schicken. Der melodiöse Folksong war damals der erste große Hit des schottischen Sängers Donovan. Mit dieser sanften Nummer gelang der perfekte Einstieg, ist das Stück bei vielen mit romantischen Erinnerungen an eine jugendliche Sturm- und Drangzeit verbunden. Auch die Pete-Seeger-Komposition „Turn! Turn! Turn!“, bekannt durch die Version von „The Byrds“, und das eher seltener gehörte „Cinnamon Girl“ von Neil Young, ließen eine wohltemperierte Steigerung von Rhythmus und Lautstärke zu.

Frank Salminger an der Gitarre, Herb Hoffelner am Bass und Ali „Osborne“ Oswald am Schlagzeug sind das, was man gemeinhin als Vollblutmusiker bezeichnet. Verblüffend, was die drei auch aus Stücken herausholten, die eigentlich für eine größere Besetzung konzipiert sind. So fehlte bei den Beatles-Hits „We can work it out“, „Norwegian Wood“ oder „Luzy in the sky“ keineswegs ein zweiter Gitarrist. Denn das Trio interpretierte die Werke anderer mit eigenem Charme und spielte nichts „einfach nur nach“, verstand es aber gekonnt, sie durchaus authentisch zu präsentieren. Ausflüge in die 1970 und 1980er Jahre, wie beispielsweise mit der Midnight-Oil-Nummer „The Dead Heart“ oder mit den unnachahmlichen „Sultans of Swing“ von den Dire Straits blieben dabei die absolute Ausnahme, wurden vom Publikum gleichermaßen mit viel Applaus bedacht.

Immer wieder mischte die Band Rockballaden in ihr Programm. Bob Dylans „Mr. Tambourine Man“ in der Byrds-Version oder die Flower-Power-Hymne „San Francisco“ von Scott McKenzie luden zum gemeinsamen Schwelgen ein. Wunderschön auch „Me and Bobby McGee“, das aus der Feder von Kris Kristofferson und Fred Foster stammt, aber erst durch Janis Joplin unsterblich wurde.

Im zweiten Teil des Abends nahm das Konzert richtig an Fahrt auf. Ausgiebig getanzt wurde natürlich bereits in der ersten Halbzeit, doch nach der Pause konnte wirklich niemand mehr stillstehen. Nach Jimi Hendrix' „The wind cries Mary“ ging es mit „I feel free“ vom Cream knackig zur Sache. Überhaupt erinnert die puristische Sixtie-Beats-Besetzung sehr an diese legendäre englische Supergroup mit Gitarre, Bass und Schlagzeug. Eric Clapton, Jack Bruce und Ginger Baker spielten zwar nur gut zwei Jahre zusammen, dennoch setzten sie mit ihrem Blues-Rock und ihren Psychedelic- und Hardrock-Experimenten Maßstäbe. Ehrensache für die Sixtie Beats, diesen großen Musikern nachzueifern.

Nicht unerwähnt darf an dieser Stelle der harmonische dreistimmige Gesang bleiben. Routiniert wechselten sich die Sänger bei der Lead-Stimme ab, je nachdem, welche Klangfarbe das Original verlangte.

Die Titelliste versetzte die vielen Zuhörer unaufhaltsam in Beat-Party-Laune. Bei „La Grange“ von ZZ Top oder „Paint it black“ von den Rolling Stones waren junge und jung gebliebene Musikfans über alle Altersgrenzen hinweg ausgelassen bei der Sache. Auf besonderen Wunsch aus der Mitte der Gäste gab es spontan zudem ein Stück, das man live nicht allzu oft hören dürfte: „Pictures of Lily“ von The Who! Das daran anschließende „Land of 1000 Dances“ von Cannibal and the Headhunters – immerhin auch schon bald fünfzig Jahre alt – zählt ebenso nicht gerade zu den Gassenhauern, die ständig im Radio laufen. Versiert gespielt, gelangen beide Nummern hervorragend.

Mit ausdauerndem Engagement sorgten die Innstädter für einen langen, genussvollen Konzertabend. Bei „Wild Thing“ riss eine Saite von Franks Gitarre, doch davon ließ sich dieser keinesfalls bremsen. Schnell wechselte der professionelle Instrumentalist seine „Stratocaster“ aus und ohne die geringste zeitliche Verzögerung ging's danach zum Endspurt. Nach „Paranoid“ von Black Sabbath und „Born to be wild“ von Steppenwolf gab es zum Abkühlen für Band und Gäste noch einmal drei herrliche Balladen. Bei „Heart of Gold“ von Neil Young, „Ruby Tuesday“ von den Stones (oder auch von Melanie) und „American Pie“ von Don McLean wurde das Trio dabei von unzähligen Stimmen aus dem Publikum kräftig unterstützt.

Vehement forderten die begeisterten Zuhörer dann durch rhythmisches Klatschen Zugaben ein. Zu fortgeschrittener Stunde ließen sich die Herren auf der Bühne nicht lange bitten. So kamen die Gäste noch in den Genuss von „Wish you were here“ von Pink Floyd und als letztem „Kracher“ Johnny Cashs „Ring of Fire“, natürlich in der kraftvollen Hardrock-Version. Nach insgesamt vierzig Songs, für die es kein Verfallsdatum gibt, die von einer mitreißenden Band exzellent ausgewählt und bravourös vorgetragen wurden, machten sich bestens gelaunte Musikfans erst sehr spät auf den Heimweg.

 

Was uns besonders freut: Auf ihrer Startseite haben uns die "Sixtie Beats" ein ganz dickes Lob verpasst. Unter www.sixtiebeats.de ist folgendes zu lesen:

"Nach einer mehr als gelungenen Silvester-Feier im Waldgasthof Buchenhain folgte ein Konzert vor ausverkauftem Haus im Bad Reichenhaller "Magazin 4", ein genialer Liveclub für Bands, Kabarettisten und andere Kleinkünstler. Leider sucht man etwas Vergleichbares im Rosenheimer Raum vergeblich, sowohl was die musikalische und künstlerische "Infrastruktur" betrifft als auch das mediale Interesse, als Beispiel hier mal die journalistische Nachbetrachtung" (obiger Artikel folgt).

 

Fotos: Michael Scheurl