Erstmals waren die Künstler aus der Oberpfalz bei uns zu Gast. Sie sind weit gereist, treten auf internationalen Bühnen auf und haben mit ihrer ungewöhnlichen Besetzung auch das Reichenhaller Publikum begeistert. Katharina Stockhammer hat darüber im Reichenhaller Tagblatt (v. 8.2.2014) ausführlich berichtet:

Drei leidenschaftliche Musiker haben den Blues im Blut

„United Blues Experience“ gibt ein fulminantes Debüt im Magazin 4

BAD REICHENHALL – Die drei Künstler der „United Blues Experience“ haben Blumen zur Begrüßung mitgebracht. Natürlich in musikalischer Form: „Bring me flowers, while I’m living“, im Original vom großartigen Bluespianisten und Sänger Champion Jack Dupree und inzwischen über fünfzig Jahre alt. Doch der Song, mit dem die Band – wie Wolfgang Bernreuther zur Begrüßung seiner Gäste erzählt – aus Tradition ihre Konzerte eröffnet, vermittelt bereits einen erfrischenden Vorgeschmack auf das, was das Publikum im Magazin 4 der Alten Saline an diesem Abend erwartet: lässiger Groove, verpackt in vielen abwechslungsreichen Stücken.

Gleich beim zweiten Titel greifen die Musiker zu Selbstkomponiertem. „I wanna Boogie“ hat Gitarrist Wolfgang Bernreuther zusammen mit seiner kongenialen Partnerin Beata Kossowska verfasst. Er wurde auf dem Studioalbum „Heart Blood Ballads“ vor drei Jahren veröffentlicht und klingt auch live sehr facettenreich. Beata, die zuvor schon einen Einblick auf ihr außerordentliches Talent an der Blues-Harp, der Mundharmonika, gewährte, singt nun mit ihrer einfühlsamen Stimme von der Sehnsucht nach Zärtlichkeit. Später setzt Wolfgang ein: der sich daraus entwickelnde Wechselgesang ist wohlklingend und hinreißend. Rudi Bayer liefert derweil das Rhythmus-Fundament dazu, routiniert und unaufgeregt, wie es sich für einen versierten Kontrabassisten gehört.

Einem geschmeidigen Blues, „Red House“ von Jimi Hendrix, der sich auch bei United Blues Experience durchaus experimentell anhört, folgt ein Song von Wolfgang Bernreuther, der „im Grant geschrieben wurde“, wie der Oberpfälzer verrät. Hierzu spielt er neuerlich eine Akustikgitarre, die neben einer E-Gitarre und einer „Dobro“ zum Einsatz kommt und legt mit „Let me be“ los. Ein Gast namens Oliver hat die Aufgabe, mit der Uhr zu stoppen, wie lange das Stück diesmal dauert, denn angeblich wird es mit den Jahren zunehmend kürzer. Knapp zwei Minuten sind dann laut Band eine „relaxte“ Version, gerade noch ausreichend, um den ebenso kraftvollen wie melodischen Gesangspart von Beata zur Geltung zu bringen. Nach dem recht abrupten Ende nimmt Rudi Bayer den Bogen und streicht gefühlvoll über seinen Bass. „The Thrill is gone“ von B.B. King beginnt sanft und steigert sich mit einer gewissen Dramatik. Beata entlockt ihrer Blues-Harp ein phänomenales Solo und fügt sich schließlich wieder perfekt in den Klangteppich der Formation ein. Grandios. Bei „Stranger in my own world“, ebenfalls von der 2010er Scheibe stammend, wechselt die gebürtige Polin vom Instrument zur Stimme: wahlweise lautmalerisch oder klar verständlich mit der Aussage „Life is so beautiful“. Souverän überbrückt Wolfgang hierauf ein kleineres Kabel-Stecker-Problem bei seiner schönen Höfner-Gitarre, bevor es mit dem „Alabama Train“ vom unvergessenen Louisiana Red in die Pause geht.

Nach „New Morning“ und dem melodiösen „Rainbow Rider“, bei dem Wolfgang und Beata im Duett auf Englisch und Polnisch singen, ändert der Gitarrist spontan die Titelfolge und widmet einer Magazin 4-Mitarbeiterin, die ihn mit Kaffee und Mineralwasser versorgt („meine letzte Leidenschaft“) formvollendeten „dreckigen“ Mississippi-Sound mit „Crossroads“ von Robert Johnson. Auch einem Gast aus dem Publikum wird anschließend noch ein Wunsch erfüllt: „Hey Joe“ von Hendrix, sehr individuell und meisterlich interpretiert. Nun folgt „Beata’s Blues“. Diese Nummer sei vor allem für Auftritte bei Jazzfestivals notwendig, damit das Trio speziell dafür gebucht würde, erklärt der Wolfgang Bernreuther mit seinem trockenen Humor, der die Zeit zwischen den Songs unterhaltsam gestaltet.

Danach wird es abermals richtig groovig. Denn „1961“ ist ein sensationelles Stück für die Blues-Harp und Beata Kossowska zelebriert jetzt regelrecht ihr Können. Fast scheint es so, als müsste diese Frau niemals Luft holen. Hinter einer Mähne aus blonden Haaren, tief nach vorne gebeugt, sieht man, wenn man nahe genug an der Bühne sitzt, wie sich Bauch und Brustkorb bewegen, um die ausgedehnten Phrasierungen in solch gewaltiger Intension gelingen zu lassen. Faszinierend, was Beata aus dem unscheinbaren Instrument herausholt.

Anschließend wird es etwas ruhiger. „Boje sie“, was mit „ich habe Angst“ übersetzt werden kann, ist ein langsames Lied, bei dem das Duo Bernreuther/Kossowka noch einmal mit viel Herzblut auf Englisch und Polnisch singt. Die lange Zeit der Zusammenarbeit – Bernreuther und Bayer stehen seit 21 Jahren gemeinsam auf der Bühne, Beata Kossowka ist auch schon seit 5 Jahren mit von der Partie – und die daraus resultierende Harmonie innerhalb des Trios ist selbst für das Publikum spürbar. Den Schlusspunkt eines außergewöhnlichen Konzerts, bei dem man das sonst allgegenwärtige Schlagzeug zu keiner Sekunde vermisst, setzt „Baby, please don’t go“. Der ausdauernde Beifall ist der verdiente Lohn für eine eindrucksvolle Darbietung. Mit dem liebevoll intonierten Dylan-Klassiker „Knockin’ on Heaven’s Door“ verabschiedet sich „die vereinigte Blues-Erfahrung“ von ihren begeisterten Zuhörern.

www.unitedbluesexperience.com